Steffens Saisonrückblick 2017: 2 Ironman innerhalb von 8 Wochen!
Wer die Ergebnisse des Ironman Hawaii seit vielen Jahren verfolgt, dem fallen immer wieder sehr krasse Zeitunterschiede auf. Die Spitze ist fast genauso schnell wie bei anderen Rennen, aber viele sind eine Stunde und mehr langsamer als beim Rennen daheim. Da gibt es natürlich eine ganze Reihe Gründe und das sind nicht nur der Wind und die Luftfeuchtigkeit.
Ein Grund ist sicherlich die Doppelbelastung, die sehr lange Vorbereitung für ein Rennen und die oftmals nicht vollständige Regeneration. Insbesondere mental ist es nicht einfach, sich nach dem eigentlichen Saisonhighlight noch einmal zu motivieren und wieder viel trainieren zu gehen, während die Kollegen die Saison gemütlich mit dem einen oder anderen Sprint oder auch Lauf ausklingen lassen.
Steffen hat es dieses Jahr auf sich genommen und 2 Ironman hintereinander gemacht. Das ist umso bemerkenswerter, da er noch nicht lange dabei ist und erst im letzten Jahr seinen 1. Ironman absolviert hat. Wer einen leistungssportlichen Background hat, im Idealfall früher Radrennen gefahren ist, tut sich sicherlich einfacher und ist kein wirklicher Neuling. Steffen kann aber getrost als Rookie bezeichnet werden und hat als zusätzliches Handicap in 2014 bei 1,72m Körpergröße noch 110kg gewogen!
Bei den meisten Triathleten reicht es für nur eine Langdistanz im Jahr, schlicht und einfach deshalb, weil der Formaufbau zu kurzfristig erfolgt. Steffen hat über den Winter sehr seriös, sehr konstant trainiert. Leider ist es im 1. Rennen nun nicht ganz so gelaufen wie erhofft. Dabei sind es im Rennen oftmals nur Kleinigkeiten, die sich aber summieren, da ist z.B. die Strecke deutlich schwerer als erwartet, die äußeren Bedingungen sind etwas ungünstiger, die Erwartungshaltung ist vielleicht etwas zu hoch, die Intensität zu Beginn einen Tick zu hoch. Solche Sachen wirken sich auf Kurzdistanz kaum aus, aber auf Langdistanz kommt dann noch der Faktor Kopf hinzu. Läuft es rund und man liegt im Plan oder sogar vor der Zeit, dann ist die Moral und Motivation auf der Laufstrecke auch noch top. Wenn man aber zurückliegt, dann fehlt auch der absolute Wille, alles herauszuholen und der ist erforderlich, ansonsten bekommt man schnell 30 min oder mehr aufgebrummt.
Auch wenn man die Rennen nicht wirklich miteinander vergleichen kann, das 2. Rennen nach 8 Wochen lief auf keinen Fall schlechter. Wie angedeutet ist das bei vielen AthletInnen nicht der Fall.
Multimomentbeobachtungen auf unserer Frankfurter Ironmanstrecke lassen erahnen, dass viele Ihr Rad erst im Frühjahr deutlich verstärkt zur Vorbereitung auf den Ironman nutzen. Ein recht kurzfristig erarbeitetes Leistungsniveau ist recht störanfällig und wird sich auch wieder schneller zurückbilden. D. h. diejenigen, die den Winter nicht effektiv genug nutzen, können einen Ironman gerade noch so absolvieren, dann wird die Form aber völlig wegbrechen und ein 2. Rennen wird nicht möglich sein. Das sind Gesetzmäßigkeiten, die ich auch aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Zwar liefen Rennen oftmals nicht optimal, dafür war ich bei solider Grundlage immer in der Lage mehrere Rennen auf solidem Niveau zu absolvieren, während mit bescheidener Vorbereitung klar war: „Mit Glück kann ich noch ein solides Rennen absolvieren, danach ist Schluss für diese Saison.“
Steffens Bericht:
„2017 ist mein zweites Jahr auf der Langdistanz und meine vierte Triathlon-Saison. Letztes Jahr hatte ich in Frankfurt ein für mich sehr gutes Rennen. Geplant war für 2017 von Anfang Roth, am 9.7. Nach einem mehr oder weniger erfolgreichen Finish in Roth, habe ich mich dann noch für einen Start auf der Langdistanz beim CologneTriathlonWeekend am 3.9.2017 entschieden.
Also noch einmal 8 Wochen die Spannung hoch halten und einigermaßen nach Plan trainieren. Was für mich nach Roth vor allem ein psychisches Problem war. Jeder der schon mal für eine Langdistanz trainiert hat, weiß wie toll es ist nicht mehr nach Plan zu trainieren oder vielleicht sogar gar nichts mehr zu machen. Mir kamen zwei Dinge in dieser Zeit zugute, ich regeneriere nach Wettkämpfen eigentlich immer ganz gut und schnell. Der zweite Grund ist aber der wichtigere, ich trainiere eigentlich sehr gerne.
Also hieß es 2 Wochen nach Roth wieder mit dem normalen Trainingsprogramm loslegen, teilweise 2 Trainingseinheiten am Tag, 5k Schwimmen, lange Radausfahrten und Koppelläufe. Alles Trainingseinheiten, die ich nicht vermisse, wenn Sie nicht im Plan stehen und ich meinen Trainer ab und zu schon verfluche. Dazu noch das bescheidene Sommerwetter dieses Jahr, also beste Bedingungen dafür manchmal die Sinnfrage zu stellen „Wieso tu ich das hier noch?“.
Ja wieso eigentlich? Ich wollte austesten wie es ist 2 Langdistanzen in einem Jahr als „Rookie“ zu finishen und niemand hat gesagt, das die Vorbereitung auf einen Langdistanztriathlon ein Spaziergang wird. Und ich kann euch sagen, die Vorbereitungen auf die zweite LD in einem Jahr ist nicht einfacher.
Dann kam endlich der Tag des Wettkampfs oder wie ich mir sagte noch 12h bis zur
Off Season.
Schwimmen war sehr angenehm, weil das Wasser wärmer war als die Umgebungstemperatur und durch die unter Wasser gespannten Leinen war die Orientierung sehr einfach.
Bike war in Ordnung, wobei man in Köln bedenken muss, die Strecke ist sehr flach (600hm) und deshalb gibt es kaum Rollpausen, dazu kann noch mehr Zeit in der Aeroposition verbringen als normal. Das muss man beides natürlich gewohnt sein und am besten so gut es geht vorher trainieren. Die Beschaffenheit der Strecke ist in Ordnung, klar es gibt Schlaglöcher, aber im Großen und Ganzen war der Belag besser als beim IM Frankfurt.
Die Laufstrecke ist bis auf die Brücken und Stufen sehr flach. Negativ aufgefallen ist mir, dass die Laufstrecke nur halbherzig abgesperrt war und viele Spaziergänger, Fahrradfahrer und selbst nicht angeleinte Hunde auf der Strecke waren, was das ganze teilweise Schwierig gemacht hat. Mich hat es nicht gestört, aber ich finde es sollte erwähnt werden, wenn sich jemand überlegt in Köln zu starten.
Mit meinem Laufen war ich bis ungefähr zum Halbmarathon auch sehr zufrieden, danach ging nicht mehr viel, aber meine Sportlerehre hat mich dann doch noch gepackt und ich habe es noch geschafft mit einer Sub12 das ganze ins Ziel zu bringen.
Mein Ergebnis für Köln war dann 11:56:57 h (Swim: 1:10:37 h, Bike: 5:43:32 h, Run: 4:51:05 h).
Leider muss ich euch noch was gestehen, auch die 2. LD in einem Jahr tut nicht weniger weh. J
Zu meinen allgemeinen Eindruck vom Wettkampf habe ich eine Bewertung von Facebook geschrieben:“